Wussten Sie, dass ChatGPT das deutsche Staatsexamen für Medizin bestehen würde? Laut einer aktuell durchgeführten Doktorarbeit an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Johannes Wesling Klinikum Minden ist die Künstliche Intelligenz dazu in der Lage. Spätestens jetzt dürfte klar sein, dass KI die medizinische Landschaft grundlegend verändern wird.
KI im Gesundheitswesen: Fiktion oder schon Realität?
Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: Ein Patient betritt eine Arztpraxis und wird von einem Roboter empfangen, der auf Basis der gespeicherten medizinischen Akte und einer Vielzahl von Daten binnen Sekunden eine Diagnose stellt und die passende Behandlung offeriert.
Klingt nach Science-Fiction, könnte aber schon in wenigen Jahren Realität werden. Denn in immer mehr Bereichen des Gesundheitswesens wird Künstliche Intelligenz bereits eingesetzt, um Prozesse zu vereinfachen, die Patientenversorgung zu optimieren oder Kosten einzusparen. Folgende Anwendungsbeispiele gehören in vielen Kliniken und Arztpraxen bereits zum Arbeitsalltag:
- Roboterassistierte Chirurgie:
Roboter-Assistenten unterstützen dank höchster Präzision bei minimalinvasiven Eingriffen.
- Medizinische Bildverarbeitung:
Mithilfe von Algorithmen kann KI bei der Analyse von bildgebenden Verfahren wie MRTs oder CT-Scans unterstützen, indem sie Anomalien und potenzielle Krankheiten frühzeitig erkennt und Prognosen zum weiteren Verlauf abgibt.
- Verwaltungsaufgaben:
KI wie ChatGPT wird bereits für das Erstellen von Patientenbroschüren, Texten für die Website, Vorlagen für Arztbriefe, Checklisten und vieles mehr verwendet.
KI in der Medizin eröffnet völlig neue Chancen und Perspektiven
Auf den ersten Blick erscheinen die genannten Beispiele vielleicht einschüchternd, weil der Faktor Mensch vermeintlich in den Hintergrund rückt. Es besteht allerdings kein Grund zur Sorge, denn KI wird niemals menschliche Interaktion, Urteilsvermögen, Entscheidungsfindung und Wesenszüge wie Empathie und Fürsorge ersetzen können.
Genau hier liegt die Chance für medizinisches Personal: Sehen Sie KI als Werkzeug und integrieren Sie sie clever in die Prozesse, um die Arbeitsbelastung langfristig zu reduzieren. KI kann somit ein wichtiger Faktor dabei sein, dem andauernden Personalmangel und finanziellen Druck der Branche entgegenzuwirken.
Ein weiterer Hoffnungsschimmer liegt in der Tatsache, dass KI-Technologien immer erfolgreicher eingesetzt werden, um Krankheiten schneller und genauer zu erkennen. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz kann bspw. eine Alzheimer-Erkrankung mit bis zu 90 % Genauigkeit diagnostiziert werden. Auch bei der Früherkennung von kindlicher Adipositas, Hautkrebs und Brustkrebs ist KI in der Lage, auf Basis von Gesundheitsdaten und bildgebenden Verfahren vorab Risikofaktoren zu ermitteln und auf Krankheiten hinzuweisen.
Wie bereichernd wäre es, wenn Ärzte so bereits Präventiv-Maßnahmen empfehlen oder selbst ergreifen und die Behandlung effizienter gestalten können, um das Gesundheitssystem mittelfristig zu entlasten?
KI kann also als digitale Assistenz Fachpersonal dabei unterstützen, auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung zu bleiben, die Diagnose und Behandlung von Krankheiten zu optimieren, Patienten noch besser zu versorgen und die allgemeine Arbeitslast zu reduzieren. Idealerweise in Kombination mit Kostenreduzierung für das gesamte Gesundheitswesen. Sozusagen eine Win-win-Situation für alle Beteiligten.
Vor diesen Herausforderungen steht der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin
Trotz aller Vorteile warten auf dem Weg zum omnipräsenten Einsatz von KI in der Medizin noch einige Stolpersteine. Der größte ist mit Sicherheit das Thema Datenschutz. Die Funktionsweise von Künstlicher Intelligenz basiert auf der Sammlung, Speicherung, Vernetzung und Analyse riesiger Datenmengen. Das Grundprinzip ist einfach: Je mehr Daten vorliegen, desto genauer wird die KI.
Länder wie China, in denen bereits Internet-Krankenhäuser und Gesundheitsautomaten an der Tagesordnung sind, fahren eine progressive KI-Strategie und setzen sich für eine gemeinsame Datennutzung bzw. ein einheitliches Ökosystem ein. In Deutschland hingegen gilt die Europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die relevanten Datenaustausch zum Schutz der Patienten untersagt bzw. nur unter konkretem Einverständnis zulässt. Angemessene Sicherheitsvorkehrungen und der Schutz sensibler Daten gelten als oberstes Ziel. Insbesondere im Hinblick auf die ärztliche Schweigepflicht ergeben sich Herausforderungen, für die es nun Sicherheit bzw. Regularien braucht.
Eine weitere wichtige Rolle spielt der Faktor Risikomanagement. Fragestellungen wie „Wer trägt die Verantwortung, wenn auf Basis einer KI-Empfehlung eine medizinische Behandlung fehlschlägt oder eine falsche Diagnose gestellt wird?“ müssen für alle nachvollziehbar geklärt werden.
Ganz unabhängig davon gibt es zusätzlich ethische Diskussionen, ob eine KI künftig über Leben und Tod entscheiden darf. So steht beispielsweise im Raum, ob Softwaresysteme künftig in zeitkritischen Extremsituationen die Vorabentscheidung treffen, welcher Notfallpatient die größere Überlebenschance hat. Für eine erste Einschätzung sollen sich Ärzte künftig darauf stützen können, was wiederum Fragen der Haftung nach sich zieht.
Fazit zur KI in der Medizin: Eine vielversprechende Zukunft
Auch wenn die neue Schlüsseltechnologie noch in den Kinderschuhen steckt und die ein oder andere Herausforderung einer klaren Regelung bedarf: KI ist die Zukunft und bietet wertvolle Potenziale und Chancen, weshalb bereits heute mehr als die Hälfte der Menschen weltweit bereit ist, sich darauf einzulassen. Das heißt, Patienten sind mitunter positiv gestimmt und aufgeschlossen, diesen Weg gemeinsam mit Ihnen in die Zukunft zu gehen.
Denken Sie ein paar Jahrzehnte zurück, wie die Industrialisierung das gesamte Leben revolutioniert hat und wie schnell Mensch und Maschine Hand in Hand gearbeitet haben. Gut ausgebildete Schreibkräfte blickten zunächst skeptisch auf die von IBM angekündigte „elektrisch angetriebene Korrespondenz Maschine“ und waren dann umso erfreuter über die Arbeitserleichterung aufgrund der neuen Korrekturtaste. Wieso soll Mensch und KI-gestützte Medizin nicht genauso gut funktionieren? Immer mit Bedacht, Aufmerksamkeit und eigener Verantwortung.
Hätten Sie’s gewusst? Die konzentrierte Forscherin und der sympathische Arzt auf den Bildern in diesem Artikel existieren in Wirklichkeit gar nicht. Die Bilder wurden von einer KI erstellt und wirken dennoch täuschend echt. Im Bereich der Bildgenerierung ist ein Bereich zeigt sich eindrucksvoll, was mit Künstlicher Intelligenz schon heute alles möglich ist.
Sie wollen digitaler werden? Wir begleiten Sie dabei.
Quellen:
- kma online: „KI im Krankenhaus – Was mit ChatGPT & Co. auf die Kliniken zukommt“:
https://www.kma-online.de/aktuelles/it-digital-health/detail/was-mit-chatgpt-co-auf-die-kliniken-zukommt-50012 - Fraunhofer IKS: „Künstliche Intelligenz in der Medizin“:
https://www.iks.fraunhofer.de/de/themen/kuenstliche-intelligenz/kuenstliche-intelligenz-medizin.html - Germany Trade Invest: „China fördert künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen“
https://www.gtai.de/de/trade/china/branchen/china-foerdert-kuenstliche-intelligenz-im-gesundheitswesen-687118 - Focus Online „Wenn der Computer den Arzt ersetzt: Darf der ‚Todes-Algorithmus‘ über Leben entscheiden?“:
https://www.focus.de/wissen/der-todesalgorithmus_id_24332671.html - pwc „Künstliche Intelligenz in der Gesundheitswirtschaft: Wie KI zu einer besseren und günstigeren Gesundheitsversorgung beitragen kann“:
https://www.pwc.de/de/gesundheitswesen-und-pharma/wie-kuenstliche-intelligenz-das-gesundheitssystem-revolutioniert.html